Freitag, 9. Mai 2014

Zwischenstand !


So, nun fahre ich seit einem Monat elektrisch. Noch vermisse ich den alten Vectra in keinster Weise. Im Gegenteil , vielleicht noch getrübt vom neuen Spielzeug, bin ich nach wie vor begeistert !

Ich kann mich gar nicht erinnern, dass mir eines meiner technischen Gadgets jemals so gut gefallen hat.

Nun zu meinen Eindrücken.

Erstmal das Fahren an sich. Hier zeigt sich die stärke des elektrischen Antriebs. Ich bin immer noch fasziniert von der rückelfreien, fast lautlosen und spontanen Beschleunigung. Diese kann ein Verbrennerfahrzeug nicht ansatzweise liefern. Weiter finde ich es toll, dass das Auto einen darüber informiert, was es gerade so macht. Ob es nun laden, entladen, die Rekuperation oder sonst was ist, es wird angezeigt (wenn ich möchte). Das Renault-eigene R-Link ist, wenn es so arbeitet wie es soll, auch sehr schön anzusehen und zu hören. Wie in den vorherigen Beiträgen beschrieben hat das Auto alles, was das Fahren angenehm macht (bis vielleicht eine Sitzheizung für empfindliche Benutzer).

Was die entstandenen Energiekosten betrifft, komme ich zur Zeit ins Schwärmen. Da die öffentlichen Ladesäulen in der Region Bremen Oldenburg kostenlos Strom liefern tendiert mein „Tankrechnung“ gegen null. Im vergangenen Monat bin ich relativ viel unterwegs gewesen, hab mir natürlich für e-Mobil-Fahrer typische Ziele mit Lademöglichkeit ausgesucht und dort mein Auto verkabelt. Im Anschluss ging es dann mit vollem Akku weiter. Zu Hause habe ich dann die restlichen Prozente mit dem Strom aus der Steckdose aufgefüllt (meist im einstelligen Prozentbereich plus Balancing). Somit bin ich in letzter Zeit noch nie so günstig und so viel unterwegs gewesen. Abgesehen vom Anschaffungspreis ist die Energie für das Auto noch zu vernachlässigen. Der Nebeneffekt dieser Art das Auto zu füllen ist, dass ich in der Nähe der Lademöglichkeiten in Gegenden gewesen bin, die ich vorher noch nie gesehen habe. Auch der Gesundheit kommt dabei nicht zu kurz, da ich ja immer bis zu einer Stunde Zeit habe, um mich entweder in einem entspannt lesend der örtliche Gastronomie zu widmen oder per pedes die Gegend zu erkunden. Für mich gibt es nun eine neue Art der Freizeitgestaltung, da ich einfach mal wieder die nähere Gegend erkunde und dort Rast mache, wo sich eine Lademöglichkeit bietet.

Feststellen müsste ich leider dabei, dass einige Städte diese Art von „Durchreisende“ gar nicht auf dem Schirm haben. Besonders meine Stadt schafft es sich dabei besonders hervor zu tun. Wie haben in der Stadt eine große Niederlassung der EWE, die in fast allen Dörfern mit EWE-Station eine schnelle Lademöglichkeit bietet. Nur in meiner Stadt ist es nicht so. Die einzig über Tage zugängliche öffentliche Lademöglichkeit ist hier beim ADAC, mit wie schon erwähnt mit tollen und engagierten Mitarbeitern. Leider ist die Station in einem Gewerbegebiet mit der maximal größten Entfernung zum Ortskern meiner Stadt. Das Auto dort zu laden und in die Innenstadt zu gehen wir zum Tagesausflug mit totaler Erschöpfung bei der Rückkehr nach diversen Stunden einer größeren Wanderung. Somit ist die Rastanlage an der Autobahn mit kostenloser Lademöglichkeit für mich interessanter, als unsere „schöne“ Innenstadt.
Ich hab mal aus Spaß ein Stadtratsmitglied angesprochen, ob eine Kooperation mit dem örtlichen Energielieferant eine Lademöglichkeit auf einem Parkplatz in Innenstadtnähe ermöglichen könne. Naja, die Antwort war, dass es schon mal so eine Anfrage im Rat gab, die aber abgelehnt wurde. Meine Stadt „verschönert“ gerade seine Fußgängerzone (neues Pflaster) und bald haben wir eine tollen neuen Bodenbelag mit super animierten Flusslauf auf dem Marktplatz, aber wahrscheinlich keine Geschäfte dort mehr, weil kein Zulauf von Kunden erfolgt. Zur Zeit ist die Situation ja schon bedenklich, da viele Geschäfte schon abgewandert sind. Neue Kundschaft mit Zeit und Geld zu gewinnen (mit sehr überschaubaren finanziellen Aufwand, zwei Parkplätze müssten wohl für die Lademöglichkeit des Energieversorgers „geopfert“ werden) brauchen wir gar nicht. Weiter könnten hier die Menschen ihr e-Fahrrad laden und die Zeit zum Verweilen nutzen und zwar in der Innenstadt und nicht in einem Baumarkt am Stadtrand. Ich erwarte wohl zu viel. Aber ich schweife ab.

Lustig ist es auch, wenn ich bei meinem Ladeaufenthalten und kleineren Besorgungen an der Tankstelle, dortiger Shop, auf Menschen treffe, die so ein Auto nur aus der Zeitung kennen. Hier entwickelt sich in der Regel ein Gespräch über das Auto mit den Fragen nach den Anschaffungskosten (die abschrecken), den Unterhaltskosten (die begeistern) und den Fahrleistungen. In der kuren Zeit habe ich festgestellt, dass das Interesse sehr groß ist und sich die Menschen durchaus vorstellen könnten in der Zukunft elektrisch zu Fahren. Nur dürften die Hersteller nicht wieder patzen und eine durchaus sinnvolle und sehr angenehme Art der Fortbewegung zu begraben. Ich finde das Erdöl und seine für uns sehr wichtigen Produkte sollte nicht einfach verbrannt werden. Hier gibt es bessere Lösungen. Wie weit wäre das Elektroauto, wenn es auch eine über 100 Jahre dauernde Entwicklungszeit genossen hätte. Und kommen wir mal zum Weltpolitischen, wozu Kriege und Anbiederungen mit Staaten zu unterhalten, von denen wir dann nicht mehr abhängig wären – ich schweife schon wieder ab. Viele fragten auch nach der Ökobilanz, da ja bei der Stromgewinnung auch das böse CO2 anfällt. Und hochgerechnet (unser berühmter Strommix) mit einem kleinen Benziner kommt die Elektrokiste auch nicht mit einer Null weg. Was soll ich dazu sagen. Diese ganzen Berechnung sind meiner Meinung auch nur Augenwischerei und wird so ausgelegt wie es passen soll. Entweder für die eine oder andere Energieart. Wenn ich bei der Ermittlung der CO2-Zahlen genauer schaue vermisse ich die Herstellung, Transport, Erschließung, Unfälle, Umweltschäden, Bevorratung, und und und des Treibstoffs. Diese Faktoren werden größtenteils ausgeblendet, aber nicht bei der Berechnung für den Strom-CO2 Wert, schade. Wer weiß, was dann für CO2- Werte bei Sprit herauskommen.

Nun mein Fazit für den ersten Monat:

Für meine Nutzung (Wohnort zwischen zwei Metropolen mit div. Lademöglichkeiten, keine Fernreisen) ist der Elektroflitzer genial. Keine schlechte Laune beim Betrachten der Preistafeln an den Tankstellen und bei der Fahrt immer ein Grinsen im Gesicht.... toll.